Laerke bezeichnet den Grand Slam in Paris als ihr Lieblingsturnier!
Dieses Turnier im Palais Omnisport in Paris-Bercy ist unglaublich. Die Atmosphäre übertrifft selbst den Kano-Cup in Tokyo im Judo-Mutterland Japan!
Die steilen Treppen, 24.000 Zuschauer, die eng aneinander bis fast an die Matte sitzen, und der infernale Lärm, der das Produkt der unglaublichen Unterstützung des fachkundigen französischen Publikums ist, machen dieses Turnier zu einer Wimbledon für Judoka.
Beschreiben lässt sich das Ganze nur unzureichend, man muss es erlebt haben!
Judo hat in Frankreich eine enorme Bedeutung!
Vor Corona waren rund 1,3 Millionen Judoka im französischen Verband registriert, in Deutschland waren es zum selben Zeitpunkt 116.000. Den deutschen Judosport hat es heftig erwischt, ohne dass genaue Zahlen veröffentlicht wurden. In Frankreich gab es keinen großen Einbruch...
Lustigerweise ist ein Berliner "schuld" an dem Judoboom in unserem westlichen Nachbarland. 1975 bescherte Peter (in Frankreich natürlich Pierre) Hermann den Franzosen mit Jean-Luc Rouge den ersten Judo-Weltmeister. Zu dieser Zeit war Frankreich in keiner Sportart wirklich weit vorn. Peter Hermann gelang es ein System mit vielen hauptamtlichen und erstklassig ausgebildeten Trainern aufzubauen, das noch heute die Grundlage für die Erfolge des französischen Judos ausmacht!
Dass der Grand Slam in Paris immer ausverkauft ist, wundert einen nicht. Wenn beim Grand Slam in Düsseldorf, den es nicht mehr gibt, mal 2500 Zuschauer waren, wurde das als Erfolg gewertet.
Kämpft in Paris ein Franzose bebt die Halle!
Das Publikum ist aber immer fair und sehr fachkundig.
Auch Laerke fühlte sich von diesem Publikum getragen!
Ihren ersten Kampf bestritt sie gegen Elvismar Rodriguez aus Venezuela, die beim letzten World Cup im Finale stand und aktuell die Nummer neun in der Welt ist.
Die Kämpferin aus Venezuela hatte den besseren Start. Laerke geriet mit Shido in Rückstand. Doch je länger der Kampf dauerte, desto besser wurde Laerke. Es ging in den golden score, nach Strafen war es letztlich ausgeglichen. Nach mehr als acht Minuten (doppelte Kampfzeit!) gelang Laerke schließlich der entscheidende Wurf - Ippon!
In der zweiten Runde konnte Laerke die Kasachin Mayakova abhebeln! Hier zeigte sie gleich, wer auf der Matte das Sagen hat!
Die Kasachin erhielt Shido. Nach einem Verzeiflungsangriff von Mayakova war Laerke mit Juji-Gatame erfolgreich!
Damit zog sie ins Poolfinale ein!
Gegen die Spanierin (mit japanischen Wurzeln) Ai Tsunoda war sie keineswegs chancenlos. Doch Ai Tsunoda war an diesem Tag in sensationeller Form und besiegte nach Laerke auch die zweifache Weltmeisterin Barbara Matic aus Kroatien und im Finale Marie Gahie, die 2019 auch schon einmal Weltmeisterin war!
In der Trostrunde war Laerke nicht ganz zufrieden. Gegen die Griechin Elisavet Teltsidou (Olympia-Siebte in Tokyo) konnte sie ihre Linie nicht durchhalten und wurde doch noch gekontert. Dabei hatte sie sehr gut begonnen.
Doch Laerke gelang es erstmals bis 70 kg auf allerhöchstem Niveau mitzuhalten und eine absolute Top-Plazierung zu erreichen!
Das war bärenstark und ganz, ganz wichtig für die laufende Olympiaqualifikation! Paris 2024 heisst das große Ziel!
In der Weltrangliste machte Laerke einen riesigen Satz!
Sie liegt aktuell auf Rang 31 und wäre, Stand jetzt, für die Olympischen Spiele qualifiziert!
https://www.ijf.org/wrl_olympic?category=12
Grand Slam Paris 2023
-70 7. Laerke Olsen
Für die nächsten Turniere drücken wir Laerke ganz fest die Daumen!!!
Es wäre unglaublich, wenn sie sich erneut für die Olympischen Spiele qualifizieren könnte!!!
Auch in der älteren RANDORI-Historie gibt es tolle Erinnerungen an das Turnier in der französischen Metropole.
2003 kämpfte Marcel beim Tournoi de Paris um Bronze, verlor leider knapp gegen den georgischen Weltmeister Zurab Zviadauri. Auf dem Weg ins Halbfinale hatte er den Japaner Yuta Yazaki mit einem Abtaucher auf Punkt erwischt. In der riesigen Arena herrschte einen kleinen Moment Stille, Stephan schrie auf der Tribüne laut auf. Im nächsten Moment kam der Wurf noch einmal auf dem Videowürfel. Die Halle tobte angesichts des französichen Namens! :-)
Es dauerte einen Moment bis allen klar war, dass hier kein Franzose Ippon geworfen hatte! Dennoch gab es Beifall für die großartige Technik!
Der Japaner holte übrigens im Gegensatz zu Marcel noch Bronze!
https://www.judoinside.com/event/2921/2003_Super_A_Tournament_Tournoi_de_Paris/judo-results
2004 lief es bei Marcel nicht ganz so gut. Zeitgleich zum Tournoi de Paris lief aber noch ein riesiges internationales Mannschaftsturnier für Universitätsteams aus der ganzen Welt - das Tuijo!
Jedes Männerteam bestand aus vier Judoka, die zusammen nicht mehr als 300 kg wiegen durften! Gekämpft wurde aufsteigend nach Gewicht. Unser Team mit Jo Bo, Leif, Yannick und Stephan bewegte sich in einem ziemlich engen Gewichtsrahmen von 65 bis 80 kg, was sehr ungewöhnlich war! In der Vorrunde warfen wir sensationell das favorisierte Team von INSEP (Pariser Elite-Uni des Sports) aus dem Wettbewerb und kamen bei mehr als ein Hundert Mannschaften in die Runde der letzten Acht!
https://www.judoinside.com/event/3433/2004_Super_A_Tournament_Tournoi_de_Paris/judo-results