Im Auto lief das neue Werk der Killers ("when you were young"). Vom Titel und der retro-behafteten Musik passte es gut zur Veranstaltung. Allerhand Helden vergangener Zeiten tummelten sich auf den Matten in Landshut. Es waren noch einmal deutlich mehr Starter als im Vorjahr in Berlin. Natürlich wurden oft "alte Zeiten" beschworen, das Niveau auf der Tatami konnte sich aber durchaus noch sehen lassen (ab M5 50 bis 54 Jahre wurde es allerdings von Qualität wie Quantität deutlich weniger und Damen waren insgesamt kaum dabei).
Obwohl nur auf drei Matten gekämpft wurde und in der Mitte ein zweistündiger Block mit Eröffnung und ersten Siegerehrungen lag, lief die Meisterschaft ordentlich ab. Akkreditierung und Wiegen gingen sehr schnell und problemlos. Gerade die Judo-Rentner sind in dieser Hinsicht ja nicht verwöhnt (London!!!)...
Am Freitagabend widmeten wir uns der Landshuter Altstadt mit St. Martin im Zentrum. Darüber thront Burg Trausnitz, der Sitz der niederbayerischen Regierung (Bild s. nächste Meldung). Vis a vis dazu liegt die historische Jugendherberge (Ottonianum), in der wir Quartier bezogen. Wir wurden noch nicht einmal schief angeschaut, als wir eine Dame nach dem Weg dorthin befragten!
Samstag waren wir von neun bis neun in der Halle. So blieb uns der Regen erspart, danach ging es zurück nach Berlin.
Gänzlich ungefährdet wurde Jens-Peter Deutscher Meister! Den Bayern Andreas Voß (später Dritter) warf er mit Wazaari. Eine Passivitätsstrafe fiel auch noch zugunsten von Jens-Peter. Den Bremer Andreas Klein (fast so groß wie Jens-Peter) übernahm er bei dessen Konterversuch mit O-Uchi-Gari und beendete den Kampf schnell am Boden. Im Finale (Bild zwei) konnte sich Andreas Petzhold aus Schweina nicht einmal beim Griff durchsetzen. Zwei Shido lag Jens-Peter vorne, ehe beide noch einmal angerollt wurden. Mit Wazaari sicherte er sich seinen ersten gesamtdeutschen Meistertitel - DDR-Meister war er nämlich schon!
Natürlich kann man diese Meisterschaften nicht mit einer "normalen" Deutschen Meisterschaft vergleichen, doch auch hier wurde hart gekämpft! Und Jens-Peter hat sich ja auch für die nächste Woche qualifiziert und wird in Esslingen bei den Deutschen Meisterschaften an den Start gehen. Dafür war es eine gelungene Vorbereitung, wobei er in Esslingen mit 35 Jahren zu den ältesten Teilnehmern gehören dürfte.
Ältester Starter in Landshut war ein Berliner, Georg Matuszek vom SV Justitia. Im Gegensatz zu einigen anderen Startern wirkte er noch recht rüstig. Bei einigen Kämpfen der Judoka über 50 war ich doch sehr besorgt um deren Gesundheit und schön sah das auch nicht mehr aus. Hoffentlich habe ich später einmal die Einsicht, es sein zu lassen, wenn ich mich nur noch so auf der Matte bewegen kann!
Bronze holte Arnim. Im vergangenen Jahr war er sogar Zweiter, in Landshut war aber weit mehr und schärfere Konkurrenz. Mit vier Kämpfen hatte Arnim von uns die meiste Arbeit auf der Matte. Leider hatte er die beiden stärksten Kontrahenten gleich zu Beginn. Mit dem Niedersachsen Jürgen Schulze kam Arnim nicht zurecht. Doch gegen den späteren Sieger Franz Wichmann (NRW) zeigte er einen tollen Kampf. Gegen den körperlich deutlich überlegenen Wichmann führte Arnim bereits mit zwei Shido - guter Griffkampf eben (Bild 3). Leider konnte der den Kampf mit einem Fußwurf noch drehen. Danach zeigte Arnim ein wahres Technikfeuerwerk. Den Heidelberger Rebscher kippte er beim Uchi-Mata um - Ippon! Und Hans-Jürgen Seßler (Württemberg) warf er mit Tama-Guruma (Kata-Guruma auf den Knieen) Wazaari, aus dem anschließenden Haltegriff gab es kein Entrinnen! Bronze - klasse!
Gegen den Abensberger Hubert Angrüner ging Hermann über den Griff mit Shido in Führung. Leider gab er noch ein Yuko ab und verlor so den offenen Kampf gegen den späteren Finalisten denkbar knapp (Bild 4). Über die Trostrunde kämpfte sich Hermann ins kleine Finale vor. Dort stand ihm mit Fred Hasselbacher der nächste Bayer gegenüber. Es gab einen offenen Schlagabtausch, Hermann versuchte O-Soto-Gari mit derselben Technik zu kontern. Doch der Bayer konnte mit Tani-Otoshi punkten. Wie im vergangenen Jahr blieb Hermann "nur" der undankbare fünfte Platz.
Bis zwanzig Sekunden vor Ende des Halbfinalkampfes (Bild 5) lief es bei mir bestens. In einer kurzen Drangphase konnte ich den früheren Leipziger Thomas Ribbe sogar einmal voll werfen, leider außerhalb. Er wurde angerollt, ich lag mit Koka vorne. Doch ich konnte die Führung nicht halten (im wahrsten Sinne des Wortes: die Arme waren fest), bekam kurz vor Schluß noch Shido - der Ausgleich. Der Kampfrichterentscheid fiel zu Recht gegen mich aus. Das Finale war futsch, ebenso kurz darauf Bronze: zu viel riskiert...
M2
-90 5. Stephan Steigmann
+100 1. Jens-Peter Bischof
M3
+100 3. Arnim Röhl
M4
-81 5. Hermann Parzinger
Mitte November sind Europameisterschaften in Prag. Von uns werden wohl Andreas (M1 -100 kg), Jens-Peter und ich dabei sein. Hermann hat leider keine Zeit. Frédéric und Arnim überlegen noch...
Auf jeden Fall ist es ein guter Grund, Yannick zu besuchen, der dort studiert. leif hat sich schon als Coach angeboten. Hört sich nach Spaß an! Den hatten wir auch in Landshut, zumal diese Meisterschaften ordentlich organisiert waren.
Foto 1:
Mit im Bild beim Team-Foto ist Michael Traus aus Belzig, der Dritter bis 66 kg (M5) wurde und öfters bei uns beim Training ist. Außerdem ist er Burgherr in Landshut... die Burg Traus(nitz) wacht über der Stadt!
Komplette Ergebnisse aus Landshut unter: