Auf das schon gut besetzte Turnier in Marzahn folgt nun die Steigerung : die DJB-Sichtung in Duisburg (u15m) und Bottrop (u15w).
Dies ist quasi eine Art Deutsche Meisterschaft, die es ja für diese Altersklasse seit einigen Jahren leider nicht mehr gibt. Allerdings kommen noch zahlreiche Judoka aus den nahen Niederlanden hinzu, was der Sache deutlich Auftrieb verleiht!
Gekämpft wird nach den Regeln der u17. Endlich dürfen auch die u14-Endjahrgänge richtiges Judo praktizieren und sind nicht durch ein undurchschaubares Regelwerk gehemmt. In dieser Hinsicht sind unsere westliche Nachbarn deutlich im Vorteil. Dort wird von Anfang mit allen Griffarten gearbeitet. Meiner Ansicht nach stehen die Beschränkungen bei uns einer vernünftigen Judo-Entwicklung im Wege. Die "Experten" beim DJB, die allerdings selber nie mit Kindern in diesem Alter auf der Matte arbeiten, sind da natürlich anderer Auffasung und haben sich gerade erst wieder selbst gelobt für diese tolle Ausbildungsstruktur...
u15w
-44 5. Cynthia Schwarzlose
-52 11. Ronja Habermann
-63 5. Julia Weikert
u15m
-40 1. Leroy Dunker
-43 Matthias Krannich
Komplette Ergebnisse beim DJB:
<link http: www.judobund.de>www.judobund.de
Die u15m in Duisburg hatte ein Klasse Turnier. Schon am Eingang wurde Olaf und mir (Philipp) das Niveau klar: während wir hinter ein paar Belgiern auf die Betreuer-Karten warteten, marschierten mehr als 30 Judoka der russischen Nationalmannschaft an uns vorbei. Neben den Top-Judoka aus allen Bundesländern waren noch diverse Kämpfer aus England, Polen, Belgien, Frankreich, Holland und Russland auf den Wiegelisten zu finden...
In der Halle trafen wir dann das Team vom Judo-Verband Berlin mit Matze und Leroy. Für beide ging es zeitgleich los - und auf verdammt hohem Niveau. Während sich Leroy in den Kampf immer besser einarbeiten konnte und in der der sechsten Minute den Kampf gegen den Leipziger Merker für sich entscheiden konnte, war Matze zeitgleich in der ersten Minute bereits zweimal aus Sankaku herausgekommen. Ab der zweiten Minute hatte er sich dann auf seinen Gegner (Maximilian Hoock aus Speyer) eingestellt und konnte besser mitkämpfen - allerdings ohne seinen Griff gegen das Kraftpaket durchsetzen zu können. Im Golden Score bekam er endlich einmal seinen Griff und konnte sich fast mit einem Harai-Goshi eine Wertung holen - aber nur fast. Schade - danach fehlte ihm dann einfach die Kraft (ein Jahr Altersunterschied macht auf dem Level schon ganz schön was aus) und er unterlag. Sein Gegner gewann den nächsten Kampf gegen einen richtig starken Belgier, verlor dann aber einen Kampf zu früh (gegen den russischen Finalisten) - damit war Matze raus und sein Gegner konnte sich noch den dritten Platz holen. Auch sein Marzahner Finalgegner, der Frankfurter Opitz, wurde Dritter. Dies zeigt, auf welchem hohen Niveau auch Matze kämpfte.
Leroys Gegner im zweiten Kampf war ein Pole mit Blaugurt (Krystian Sawicki wurde noch Dritter) - kein gutes Zeichen. Doch Leroy hatte mit dessen Seoi-Nage kein Problem; mit seiner unglaublichen Beweglichkeit umso mehr. Schließlich bekam Leroy ihn aber kurz vor Schluss der Verlängerung in einen Haltegriff. Super!
Der dritte Kampf ging auch gegen Benedikt Schwab, einen kurzen Seoi-Nage Werfer von unseren Freunden der TG Schweinfurt (Stephan, Christian und ich kämpften vor ein paar Jahren für die TG). Im Stand passierte nichts, aber Leroy konnte sich im Boden mit einem Würger durchsetzen (den er sich zum Glück kurz vorher von einem der Tegeler auf der Nebenmatte abgeschaut hatte).
Kampf vier kurz und knapp: 10 Sekunden, Leroy wich einem Seoi (ja, schon wieder so einer) aus, Griff zum Bein und der Andere fiel auf einen tiefen Kata-Guruma. Ippon und Halbfinale!
Ruven Lemke vom PSV - Leroys Final-Gegner beim Mondeo-Cup (...und Leroy wurde Zweiter). Doch diesmal war Leroy vorbereitet und ließ Ruven schlecht aussehen - dessen Beingreifer endeten meist auf den Knien und sein Tiefer Seoi war nach den letzten Kämpfen nur noch Routine für Leroy. Der hingegen kam mit seinem hoch konzentrierten Kampf zweimal zu O-Soto-Gari bzw. Harai-Goshi Ansätzen mit viel Potenzial aber ohne Wertung. Doch die Kampfrichter hatten zum Glück gut aufgepasst und sich von Ruvens Kniefällen nicht irritieren lassen - der KE ging knapp, aber verdient an Leroy.
FINALE!! Und zwei sichere Medaillen für Berlin, denn sein Gegner ist der Tegeler Marcel Rohkamm. Diesmal kam Leroy sofort zum Griff - und gewann schnell und deutlich mit einem Harai-Goshi! SUPER!!!
Nachdem Philipp mich (Stephan) in Bottrop ausgesetzt hatte, ging es bei Cynthia gleich los. Julia und sie waren mit dem JVB angereist, Ronja hatten wir mitgebracht. Auch hier war das Feld exzellent besetzt, obwohl keine Russinnen und Niederländerinnen vor Ort waren. Das belgische Nationalteam setzte einige Akzente.
Wie vor zwei Wochen in Marzahn hatte es Cynthia im ersten Kampf mit Katinka Wittekindt (Lauenau / NS) zu tun. Beim Knorr-Cup verlor Cynthia mit Sankaku, diesmal übernahm sie das Kommando und ging mit Yuko für O-Soto-Gari in Führung. Ihre Gegnerin konnte mit O-Uchi-Gari ausgleichen, der Kampf war offen. Kurz vor Schluß wurde Cynthia unglücklich gekippt, wobei sie sich wehtat und dadurch im Haltegriff landete.
Nach kurzem Kühlen war Cynthia in der Trostrunde hellwach und besiegte die Polin Wioletta Wawer nach einer guten Minute mit O-Soto-Gari. Schlag auf Schlag ging es weiter. Gegen die sehr kräftige Belgierin Jolien Van Endert holte Cynthia zwei Yuko, ehe sie sie zu Tate-Shiho-Gatame umdrehen und festhalten konnte.
Gegen Julia Adler (Rodewisch) ging sie mit Yuko (O-Uchi-Gari) in Führung. Der darauffolgende Armhebel beendete nach einer halben Minute den Kampf.
Was nun folgte war ein Familienduell mit den Stoll-Zwillingen vom TSV München-Großhadern, mit denen wir uns vorher (und auch hinterher) sehr nett unterhalten hatten. Gegen Amelie kam Cynthia mit einer schnellen vor-zurück-Kombination zu einem vorzeitigen Erfolg (Bild zwei), was ihr die Gelegenheit brachte, gegen Theresa um Platz drei kämpfen zu dürfen.
Der Kampf war offen, Aktionen auf beiden Seiten. Leider geriet Cynthia durch einen Yuko in Rückstand (schwierige Entscheidung, vielleicht doch nur Bauch). Beherzt griff sie an, konnte der Münchnerin noch ein Shido aufbrummen, doch es reichte nicht ganz. Der zweite Zwilling war zu viel und verhinderte einen Medaillengewinn.
Doch Cynthia hatte klasse gekämpft, vier Siege bei diesem Turnier waren eine tolle Leistung und Bronze war zum Greifen nah...
Unmittelbar nach Cynthias letztem Kampf griff Julia (Bild drei) ins Turniergeschehen ein. Es sollte der längste Kampf ihres bisherigen Judo-Lebens werden. Gegen Lea Reimann vom PSV Duisburg ging sie mit Yuko für O-Soto-Gari in Führung. Leider gab sie beim zweiten Versuch mit derselben Technik auch Yuko ab. Beide lieferten sich einen offenen Schlagabtausch. Es ging in die Verlängerung (golden score). Julia schien ihre Kontrahentin besser in den Griff zu bekommen. Doch bei einem Konterversuch wurde sie gekontert und gab das entscheidende Koka ab. Schade!
Während Lea Reimann letztlich sehr souverän das Turnier gewann, nur Julia hatte sie ernsthaft gewehrt, musste Julia in die Trostrunde.
Laura Manthei aus Solingen fand sie nach nur 16 Sekunden auf der Matte wieder, Ippon für einen Beinfasser!
Aylin Mill aus Sindelfingen stand fast neunzig Sekunden, ehe Julia sie mit einer vor-zurück-Kombination entscheidend warf!
Maren Wilhelm aus Datteln waren gerade einmal sechs Sekunden vergönnt, Ippon für O-Goshi!
Im Kampf um Bronze gegen Lisa Schneider aus Delitzsch hatte Julia zu viel Mitgefühl. Vor zwei Wochen in Marzahn hatte sie die Sächsin besiegen können. Diesmal unterlag sie mit Armhebel. Julia hatte einfach Hemmungen im Stand richtig zuzugreifen, da ihre Kontrahentin erkennbar starke Schmerzen hatte und mit einem einem Arm kaum greifen konnte. Nur so geriet sie in die Bodenlage, in der die Gegnerin eiskalt ihre einzige Chance nutzte.
Noch mal passiert ihr so etwas nicht, obwohl es Julia natürlich sympathischer macht, dass sie eben nicht so berechnend die Schwäche der anderen ausgenutzt hat. Leider "erziehen" solche verantwortungslosen Trainer, die derart angeschlagene Sportler ins Rennen schicken, zu einer unschönen Härte, um nachher nicht selber mit leeren Händen dazustehen.
Julia hat als einzige Kämpferin im Turnier der Siegerin das Leben so richtig schwer gemacht und mit drei Siegen einen ausgezeichneten fünften Platz belegt!
Als Letzte ging Ronja auf die Matte. Gegen Patricia Heinemann aus Usingen (Hessen) bestimmte sie den Griff (Bild vier), musste aber zwei Yuko durch Koka abgeben. Gegen Ende landete sie leider noch im Haltegriff. Schade, da war mehr drin.
In der Trostrunde machte sie gegen Laura Schaefer vom Ausrichter DJK Adler Bottrop klar den Kampf, holte Yuko und Koka. Mit Haltegriff beendete sie die Partie noch vor der Zeit.
Gegen Kristina Meier aus Bayern war sie allerdings chancenlos, flog zweimal rechts auf Uchi-Mata.
Ronja hatte durchaus überzeugt, sie konnte mithalten und fürs nächste Jahr wichtige Erkenntnisse gewinnen. Als Einzige aus dem Trio darf sie nämlich auch 2009 noch mal nach Bottrop!
Nach Ende der Kämpfe zeigte sich, dass die Mädels genauso Judo-verrückt sind wie ich. Sie wollten auch nach Leverkusen, um bei den Männern in der Bundesliga vorbei zu schauen. Julias Vater Werner liess sich gerne anstecken und rasch ging es weiter. Rechtzeitig zum zweiten Durchgang waren wir vor Ort und die Mädels sorgten trotz der schlechten Ausgangslage für eine fantastische Stimmung! Da merkt, wie wichtig so ein gemeinsames Trainingslager ist! Jeder hilft jedem und alle ziehen an einem Strang! Natürlich waren die Männer dankbar für die Unterstützung und auch sehr daran interessiert, wie stark der Nachwuchs abgeschnitten hatte. Die Nachricht von Leroys Erfolg in Duisburg passte da hervorragend ins Bild und wurde mit viel Jubel aufgenommen. In Leverkusen wird sich so mancher gefragt, wie ein Team nach so einer Niederlage so gut drauf sein kann...
Für die u15 gab es noch einen gemeinsamen Ausklang in Hamm bei einem großen goldenen Buchstaben... Das war mehr als verdient!