Freitag Mittag stiegen wir im nasskalten Berlin in den Flieger und landeten bei deutlich angenehmeren Temperaturen und strahlendem Sonnenschein in Glasgow. Mit Bus und U-Bahn (faszinierende subway!) erreichten wir schnell unser Quartier nahe der alt-ehrwürdigen Universität im Stadteil Hillhead.
Von dort ging es rasch wieder in die city, ein wenig sightseeing. Am Rathaus (city chambers) hing bereits die Weihnachtsdeko! Natürlich warfen wir auch mal einen Blick in das eine oder andere Geschäft. Jens-Peter durfte natürlich die central station nicht auslassen!
Die Nacht war etwas unruhig. Zu viele grölende Studenten zogen durch unsere eigentlich sehr ruhige Straße...
Die Halle war nicht weit weg, auf der andere Seite der Universität in einem Prachtbau aus den Zwanziger Jahren. Das Chaos an Registratur und Waage war groß. Der Wettkampf ging auch erst mit einer Stunde Verspätung los, lief dann aber sehr glatt.
Los ging es mit den alten Männer (Master) und unseren Junioren bis 66 kg. Jonas (mit O-Soto-Gari) gegen Luke Robinson und Thomas gegen Lokalmatador Ritchie Duncan konnten ihre Auftaktkämpfe gewinnen. Leider unterlag Paul dem Belgier Miyoshi Ollevier (am Ende Zweiter) recht schnell mit einem Feger und anschließenden Haltegriff. Auch in der Trostrunde blieb ihm ein Erfolg versagt. Thomas verlor seinen zweiten Kampf wie auch den in der Trostrunde. Jonas führte gegen den Belgier Kane Demeulemeeste mit zwei Shido. Der stieg zu einem Würger klar übers Kinn ein. Irgendwie muss er aber noch an den Hals gekommen sein, denn Jonas war weg!
Zu allem Überfluß entschied dann auch noch der Mattenarzt, dass Jonas nicht in der Lage sei, weiter zu kämpfen. Hätte er nach zwei, drei Minuten noch einmal geschaut, hätte er gesehen, dass es nicht so wild war. Dem Turnierleiter war es auch sehr unangenehm, mir das erklären zu müssen. Doch die Gesundheit geht vor und die Entscheidungen des Mattenarztes sind bindend!
Sehr schade, denn Jonas´ begischer Gegner wurde locker Dritter nach einer knappen Halbfinalniederlage gegen den späteren Sieger...
Bei den Masters wurde Jens-Peter seiner Rolle als Weltmeister mehr als nur gerecht. Alle fünf Kämpfe gewann er in wenigen Sekunden. Zuerst war der Schotte Stuart Ward dran. Auch der Nordire Walter McFarland und der Deutsche Konrad Mittag hatten keine Chance gegen seinen links angesetzten O-Soto-Gari. Im Halbfinale gegen einen ziemlich schweren Schotten lief es nicht anders. Damit durfte Jens-Peter sich bis zum Ende warmhalten, Finalkämpfe am Schluß.
Stephan fiel nach einem Freilos auf tiefen Kata-Guruma bei dem Engländer Lee Brown. In der Trosturnde verpasste er wegen der Würge-Attacke auf Jonas fast seinen Kampf gegen David Quinn. Mit Yoko-Sumi-Gaeshi zwang er den Schotten zu Boden. Sein Würgeversuch endete mit Kami-Shiho-Gatame. Gegen den Glasgower James Birnie lief dann wieder nicht viel. Um einen Yuko-Rückstand umzubiegen, riskierte Stephan zum Ende zu viel...
Schließlich durften auch die Mädels auf die Matte. Julia ging gegen die Engländerin Samantha Smith mit Seoi-Nage Yuko in Front. Letztlich gewann sie mit Tate-Shiho-Gatame. Gegen die Waliserin Demi Brooks (Fünfte des diesjährigen European Youth Olympic Festivals) entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, den Julia knapp mit zwei Strafen verlor, die ich so nicht gesehen habe...
Gegen Caroline Brayson machte Julia den Halbfinaleinzug perfekt. Mit Seoi-Nage erzielte sie Wazaari, am Ende hielt sie Kami-Shiho-Gatame fest.
Im Halbfinale gegen die äußerst kräftige Alison Wilson uas England gelang Julia ein toller Yoko-Sumi-Gaeshi - Wazaari! Einen O-Soto-Gari-Angriff der Engländerin übernahm sie voll mit derselben Technik - Ippon! Auch Julia durfte aufs Finale warten!
Vivi war gegen die deutlich längere Schottin Jodie Mullen chancenlos, bis 63 kg ist nicht ihre Gewichtsklasse! In der Trostrunde sah es gegen Holly Harrison auch nicht gut aus, Vivi lag klar zurück. Doch die Engländerin legte sich in einen Haltegriff. Diese Chance liess sich Vivi nicht entgehen!
Im Kampf um Platz drei gegen Millie Hancocks lag Vivi wieder nach Strafen klar zurück. Doch ihrer Gegnerin ging die Luft aus! Wenige Sekunden vor Schluß hatten dann beide drei Shido gegen sich. Mit dem letzten Angriff holte Vivi Yuko mit Seoi-Nage und somit Bronze!
Die Finalkämpfe begannen gleich mit Jens-Peter, der es erneut mit dem Schotten Stuart Ward zu tun hatte. Diesmal gelang ihm der O-Soto-Gari links noch besser und schneller ging es auch! Gold für Jens-Peter!
Julia hatte ebenfalls eine Wiederholung vor sich. Die Waliserin Demi Brooks hatte sich im pool knapp gegen sie durchgesetzt. Diesmal wollte Julia aber unbedingt gewinnen!
Mit Yuko für Uchi-Mata übernahm sie gleich das Kommando. Und mit derselben Technik beendete sie auch diesen Kampf vorzeitig! Gold für Julia!
u20w
-63 3. Vivien Merkel
-70 1. Julia Weikert
u20m
-66 9. Jonas von Münchow
-66 11. Paul Merkel
-66 9. Thomas Weikert
Master
-90 7. Stephan Steigmann
+100 1. Jens-Peter Bischof
Da hatten wir als kleiner Verein doch tatsächlich unter zwölf Nationen drei Medaillen geholt, zwei Sieger gestellt!
Das Turnier zeichnete sich durch eine sehr angenehme, freundschaftlich faire Atmosphäre aus - hat Spaß gemacht!
<link http: www.judoscotland.com>www.judoscotland.com
Den Potsdamer Neuesten Nachrichten war Julias Erfolg eine Meldung wert:
<link http: www.pnn.de regionalsport>www.pnn.de/regionalsport/228705/
Samstag Abend schlugen insbesondere die Judoka beim Essen zu, die davor hungern mussten. Jonas reagierte allerdings noch am nächsten Tag allergisch auf das Wort "chicken"! :-)
Die Erwachsenen warfen noch einen kurzen Blick in einen urigen Pub. Es waren aber alle sehr früh im Bett. So ein langer Tag in der Halle hat es in sich!
Sonntag stand im Zeichen von weiteren Besichtigungen. Die Kathedrale war wegen eines Militär-Gottesdienstes nicht zu besichtigen. Dafür konnten wir über den Hügel mit der fantastischen Totenstadt (Necropolis) laufen. Auch am River Clyde entlang gab es Einiges zu sehen. Und die Geschäfte hatten Sonntag auch auf. Leider gab es nach zwei Tagen Super-Sonne doch noch ein wenig schottischen Regen, hörte aber bald wieder auf.
Abends genossen wir noch leckere Burger in einem kleinen Lokal in Uni-Nähe. So ging ein ereignisreiches, spannendes Wochenende viel zu schnell zu Ende.
Montag ging es früh schon wieder zum Flughafen und sanft zurück nach Berlin.
Als Flugreise mit so einer Truppe war das Ganze ein Versuchsballon. Es ging alles erstaunlich glatt über die Bühne. Ganz so einfach ist es ja nicht, sich in einer völlig fremden Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln als Gruppe zu bewegen. Das können wir wieder machen! :-)